Interdisziplinäres Problemorientiertes Lernen (iPoL)

Problemorientiertes Lernen (PoL) – auch als 7-Schritt Methode oder Maastricht-Modell bekannt - ist eine Lehr-Lernmethode, die ursprünglich aus der Medizin stammt und erfolgreich auch in anderen Studiengängen eingesetzt wird. Das PoL ist darüber hinaus sehr gut geeignet, um interdisziplinäre Zusammenarbeit zu strukturieren, Teamwork zu fördern und Recherchekompetenzen zu entwickeln. Dabei wird ein formaler Rahmen für die Bearbeitung komplexer Problemstellungen in heterogenen Gruppen geboten, in der fachlich-inhaltlich Vielfalt und fachkulturelle Unterschiede konstruktiv eingebracht werden können. Eine besondere Bedeutung hat die gemeinsame Reflexion der Ergebnisse.


Aufwand

Implementierung

Die Implementierung der PoL-Methode umfasst zwei Ebenen. Zum einen die generelle Auseinandersetzung mit der Methode und zum anderen die konkrete Entwicklung von PoL-Fällen mit deren Einbindung in ein Gesamtveranstaltungskonzept. Wird zum ersten Mal mit der Methode gearbeitet, ist mit einem erhöhten Aufwand zu rechnen.

Durchführung

Wird PoL zum ersten Mal eingesetzt, brauchen die Studierenden eine besondere Anleitung. Sofern die Methode bekannt ist und die Fälle konzipiert sind, hängt der Aufwand hauptsächlich von der Teilnehmendenzahl und der damit einhergehenden tutoriellen Begleitung ab. Letztere beinhaltet u. a. die Gestaltung von Reflexions- und Rückkopplungsprozessen.

Sonstiges

Bei interdisziplinären Lehr-Lern-Settings ist grundsätzlich von einem Mehraufwand auszugehen. Dies betrifft sowohl inhaltliche als auch organisatorische Aspekte, da die Strukturen disziplinär aufgebaut sind und häufig gesonderte Absprachen getroffen werden müssen.

Zielgruppen

Product Owner

Lehrende

Target Group

Studierende aller Disziplinen

Einsatzszenario

In Lehrveranstaltungen zum Thema „Arbeitssicherheit“ sowie zum Thema „Öffentlichkeitsbeteiligung bei Industrie- und Infrastrukturprojekten“ wurde die PoL-Methode an der Ruhr-Universität Bochum in der interdisziplinären Lehre eingesetzt. Dabei wurden speziell entwickelte PoL-Fälle in wöchentlichen Übungen bearbeitet. Die fiktiven Fallbeschreibungen orientieren sich an realen Gegebenheiten und stellen prototypische Situationen dar. Mit den Fällen in der PoL-Übung wurden die Inhalte der dazugehörigen Vorlesung vertieft und erweitert. Um der Interdisziplinarität der Themenstellung gerecht zu werden, bestand die Vorlesung aus einem Basis-Teil und zusätzlichen Impulsen von Expert*innen aus unterschiedlichen Disziplinen bzw. Bereichen. Die Teilnahme an den Modulen ist auf 24 Studierende begrenzt, sodass sechs Gruppen mit je vier Personen gebildet werden. Es gibt keine festen Tutor*innen, sondern zwei Lernbegleiter*innen, die während der Übungsphase anwesend sind und die Fallbearbeitungen bei Bedarf unterstützen. Während des Semesters arbeiten die Studierenden in einem Drei-Wochen-Zyklus an den PoL-Fällen. In der ersten Woche des Zyklus wird der PoL-Fall gemäß den Schritten 1-5 in der Gruppe bearbeitet, was zu der Erstellung von Lernfragen führt. Zu diesen recherchieren die Studierenden und sammeln ihre Ergebnisse in einem begleitenden Moodle-Kurs, welcher als digitaler Ablageort dient und allen Gruppenmitgliedern sowie Lernbegleiter*innen den Zugriff auf die Rechercheergebnisse ermöglicht. In der zweiten Woche präsentieren die Studierenden ihre Ergebnisse ihren Gruppenmitgliedern und diskutieren das neu gewonnene Wissen in Bezug auf die Lernfragen und Lösungsansätze aus der vorherigen Woche. In der dritten Woche erfolgen eine Diskussion und Reflexion im Plenum. Am Ende der als Wahlfach angebotenen Module bearbeiten die Studierendengruppen einen Prüfungsfall und präsentieren dies dem Kurs. In der zugehörigen Hausarbeit werden einerseits die eigenen Recherche-Ergebnisse dargestellt und andererseitsdie Fallbearbeitung in der Gruppe sowie der Einfluss der Recherche-Ergebnisse auf den Diskussionsprozess reflektiert. Die sogenannten „ill struktured problems“, die den Kern eines PoL-Falls bilden, stellen die Studierende vor Herausforderungen. Der Umgang mit der Offenheit der Methode und der Varianz von Lösungen, soll zu Beginn klar angeleitet und reflektiert werden. Beim Einsatz von PoL in interdisziplinären Settings ist speziell darauf zu achten, dass die PoL-Fälle genügend Anknüpfungspunkte für recherchierbare Fragestellungen aus unterschiedlichen Disziplinen beinhalten und darüberhinausnicht zu komplex werden.

Download

 • PoL-Merkblatt
 • PoL-Erfahrungen (Text)

Veröffentlichungen

Berbuir, U., Lieverscheidt, H. & Slemeyer, A. (2014). Problemorientiertes Lernen. duz Deutsche Universitätszeitung 11, S. 73–75, Berlin: Raabe.

Berbuir, U., Berens, T., Petermann, M., Wagner, P.: Landscape Format - A course concept to stimulate interdisciplinary dialogue, in proceedings of Global Engineering Education Confer-ence (EDUCON), 1059 – 1061, April 2nd-4th, 2014, Istanbul, Turkey

Berbuir, U., Petermann, M., Schmohr, M.: Querformat – Ein Lehrveranstaltungskonzept zur Förderung des interdisziplinären Dialogs, in C. Schwier, E. Schwinger (Hg.), Interdisziplinarität und Transdisziplinarität als Herausforderung akademischer Bildung, transcript, 229-236, 2014

Berens, T., Berbuir, U.: Das Studienkonzept \u0022Querformat\u0022 - Förderung des interdisziplinären Dialogs, Sicherheitsingenieur, 3/2014, 14-17, 2014

Berbuir, U.: Not in my Backyard! Chancen und Herausforderungen der Öffentlichkeitsbeteiligung bei Industrie- und Infrastrukturprojekten als Thema eines interdisziplinären Moduls, in: Straub, J., Plontke, S., Ruppel, P.S., Frey, B., Mehrabi, F., Ricken, J. (Hrsg.), Forschendes Lernen an Universitäten - Prinzipien, Methoden, Best-Practices an der Ruhr-Universität Bochum, Springer, 2020

Links

 • https://dbs-lin.ruhr-uni-bochum.de/lehreladen/lehrformate-methoden/problemorientiertes-lernen/